6. Juni 2026 · 20.00 Uhr

Friedrich von Thun, Rezitation
Maria Reiter, Akkordeon

„Der Tod in Venedig“
Thomas Mann

Sehnsucht und Begehren, Schönheit und Tod. Wo sonst als im alten Venedig kann man sich so verlieben und verzehren wie der Schriftsteller Gustav Aschenbach in Thomas Manns berühmter Novelle. Vom »Einbruch der Leidenschaft« erzählt Thomas Mann, von der verbotenen Liebe des Schriftstellers zu dem schönen Jungen Tadzio. Zugleich aber erzählt er auch vom Ausbruch einer Pandemie, der Cholera, an der Aschenbach schließlich stirbt. Von Luchino Viscontis Verfilmung bis zu John Neumeiers Ballett hat die Novelle sehr unterschiedliche Künstler inspiriert. Friedrich von Thun, der berühmte Mime, gibt dieser, zur Weltliteratur gehörenden Novelle nun seine Stimme. Untermalt wird die Lesung von Maria Reiter mit ihrem Akkordeon.

Thomas Mann, am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren und am 12. August 1955 in Zürich, Schweiz gestorben war einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Dem 1901 erschienenen ersten Roman Buddenbrooks folgten Novellen und Erzählungen wie Tonio Kröger, Tristan und Der Tod in Venedig. Der 1924 veröffentlichte Roman Der Zauberberg, zeigt Manns Gestaltungskunst: Der Erzähler wahrt eine skeptisch-ironische Distanz zu den Figuren, typische Konstellationen kehren leitmotivisch wieder, und es herrscht ein syntaktisch komplexer, anspruchsvoller Stil. Diese Merkmale prägen auch die folgenden Veröffentlichungen wie z.B. die Novelle Mario und der Zauberer, die Romantetralogie Joseph und seine Brüder sowie das Spätwerk Doktor Faustus.

Friedrich von Thun

„Alter weißer Mann“ so lautet der Titel des Kinofilms in dem Friedrich von Thun and der Seite von Jan Josef Liefers, Nadja Uhl und Elyas M’Barek zuletzt in deutschen Kinosälen zu sehen war. Bis heute hat Friedrich von Thun in über 160 Kino- und Fernsehproduktionen mitgewirkt.

Friedrich von Thun wurde als Friedrich Ernst Peter Paul Maria Graf von Thun und Hohenstein am 30. Juni 1942 in Schloss Kwassitz, Mähren (heute Tschechische Republik), geboren. Als Dreijähriger kam er mit seiner Familie nach Österreich. Dort besuchte er das Gymnasium in Seckau und schloss seinen Besuch mit der Matura ab, bevor sein Vater von Erzherzog Otto als Privatsekretär nach Pöcking in Bayern geholt wurde. Bereits als Schüler war von Thun in einer Theatergruppe aktiv und begann 1960 ein Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften in München. Parallel dazu nahm er privaten Schauspielunterricht und trat im studentischen Kabarett auf.

Axel von Ambesser verschaffte ihm zunächst kleinere Rollen in Filmproduktionen, bevor er ihn für seine Inszenierung von Wolfgang Christliebs „Gewitter am See“ an die Müncher Kammerspiele holte, wo von Thun sein Theaterdebüt gab. Seinen ersten größeren Filmauftritt hatte er 1964 unter Helmut Käutner in der Komödie „Lausbubengeschichten“. Es folgten zahlreiche Rollen in Kino- und Fernsehfilmen sowie in einigen Fernsehserien. In der Fernsehserie „Der Bastian“ (1972-73) verkörperte von Thun den Bruder des titelgebenden Hippie-Studenten Bastian. Die Rolle des Junkers Hinz in der Abenteuerserie „Des Christoffel von Grimmelshausen abenteuerlicher Simplizissimus“ (1975) schien dem gebürtigen Adelsmann von Thun auf den Leib geschrieben zu sein und in den folgenden Jahrzehnten verkörperte er noch oft Herren aus höheren Gesellschaftsschichten. Er übernahm zahlreiche Rollen in Fernsehproduktionen, so spielte er in der französischen Fernsehserie „Nouvelles de Henry James“ (1975) oder in den Fernsehfilmen „Notwehr“ (1977) und „Kameliendame“ (1978), bevor er für die britische Fernsehverfilmung von Enid Blytons „Fünf Freunde“ (1978) in 13 Episoden in die Rolle des Gärtners Mr. Rogers schlüpfte.

1984 gelang ihm der endgültige Durchbruch in Axel Cortis mehrfach preisgekrönter Romanverfilmung „Eine blaßblaue Frauenschrift“, in der er die Hauptrolle spielte und er für diese Rolle 1986 den großen Preis beim Fernsehfestival von Monte Carlo erhielt. Die italienische Regielegende Federico Fellini besetzte von Thun 1986 in „Ginger e Fred“. Im Jahr danach folgte schon die überaus erfolgreichen ZDF-Fernsehserie „Das Erbe der Guldenburgs“, die bis 1990 in drei Staffeln ausgestrahlt wurde. 1992 verkörperte er Albert Schweitzer in zwei Folgen der US-amerikanischen Fernsehserie „The Young Indiana Jones Chronicles“ („Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“). 1993 folgte ein Auftritt in Steven Spielbergs „Schindlers Liste“ als Rolf Czurda, SS-Sicherheitsdienstchef für Krakau. Im gleichen Jahr gab er den fiktiven Minister Klaus Weidenfeld in dem Polit-Krimi „Der Fall Lucona“. Von 1994 bis 1996 spielte er in der Fernsehserie „Ärzte – Dr. Schwarz und Dr. Martin“ die Titelrolle des Dr. Wolfgang Schwarz. Von 1998 bis 2004 hatte er in der Krimiserie „Die Verbrechen des Professor Capellari“ die Titelrolle eines Kriminologie-Dozenten, der in seiner Freizeit Verbrechen aufklärt. Eine weitere Hauptrolle spielte er in der sechsteiligen Fernsehserie „Fast ein Gentleman“ (2000), wobei er in jeder Episode einen anderen Mann mittleren Alters spielte, der schwerwiegende Entscheidungen fällen muss. Mit Heiner Lauterbach und Monica Bleibtreu spielte von Thun im Fernsehfilm „Eine Liebe in Afrika“ (2003), bevor er den General Erich Ludendorff im kanadisch-US-amerikanischen Fernsehfilm „Hitler: The Rise of Evil“ („Hitler: Aufstieg des Bösen“) gab.

Es folgten weitere Rollen wie zum Beispiel in der leichten Komödie „Heute heiratet mein Mann“ (2006). Für „Helen, Fred und Ted“ (2006, TV), über drei Psychiater, die in München eine Klinik betreiben, erhielt von Thun 2007 den Bayerischen Fernsehpreis. 2009 sah man Friedrich von Thun in dem zweiteiligen Fernsehdrama „Entführt“ unter der Regie von Matti Geschonneck: Für die Rolle eines millionenschweren Großindustriellen, der einem Menschenraub zum Opfer fällt, erhielt er 2010 eine Nominierung für den Grimme-Preis. Seine produktive Arbeit für das Fernsehen setzte von Thun auch in den letzten Jahren fort. In dem hoch gelobten Wirtschaftskrimi „Ein mörderisches Geschäft“ (2011) mit Devid Striesow und Christiane Paul sah man von Thun als erfahrenen Manager, der zusehends unter Druck gerät.

Auf der Kinoleinwand sah man Friedrich von Thun in der Liebeskomödie „Traumfrauen“ (2015) als Ehemann, der seine langjährige Frau (Iris Berben) überraschend für eine jüngere verlässt, und in dem Thriller „Die Hölle – Inferno“ (2017) als demenzkranken Vater eines zynischen Wiener Polizisten. In dem Kinderfilm „Benjamin Blümchen“ (2019) war er ein Zoodirektor mit dem schönen Namen Herr Tierlieb. Zwischendurch kamen immer wieder Fernsehproduktionen bis es ihn 2024 wieder in der Kinoproduktion die Rolle in „Alter weißer Mann“ lockte.

Foto: © Susie Knoll

Maria Reiter

Maria Reiter stammt aus Oberbayern und entdeckte mit fünf Jahren das Akkordeon und das Lesen. Beides erwies sich als folgenschwer.

Lange Zeit war Maria Reiter Ensemblemitglied in der Trio-Formation Spring/Kirch/Reiter namens “Cosi fan Tango”, die 1995 den Internationalen Kammermusikpreis Düsseldorf erhielt.

Wien und das Burgtheater und die Zusammenarbeit mit den dortigen Schauspielern hatten einen großen Einfluss auf ihren Werdegang. In kleiner Besetzung mit Chansonabende der Wiener Schauspielerin Nicole Beutler, in etwas größerer Besetzung bei Liederabenden mit der österreichischen Mezzosopranistin Elisabeth Kulman und in noch größerer Besetzung bei der Operette „Die Fledermaus“ für Langenlois unter der Regie von Christoph Wagner-Trenkwitz.

Musikalisch-literarische Projekte spielt Maria Reiter derzeit vor allem mit den Schauspielern Stefan Wilkening, Salome Kammer, Michaela May, Krista Posch, Friedrich von Thun, Joachim Krol.

Foto: © Maria Reiter