30. Mai 2026 · 20.00 Uhr

Evgeni Koroliov, Klavier

„Goldberg-Variationen“
Johann Sebastian Bach

Aria mit 30 Veränderungen, BWV 988 

Johann Sebastian Bach (1685-1750) selbst überschrieb sein später unter dem Titel »Goldberg- Variationen« zeitlos berühmt gewordenes Werk schlicht mit »Klavier Übung«. Die Legende besagt, dass ein Graf am Dresdner Hof, der nicht schlafen konnte (oder nicht schlafen wollte) das Stück ca. 1740 bei Bach in Auftrag gab, damit ein Cembalist des Grafen namens Goldberg diesem des Nachts daraus vorspielte. Bach traute dem damals erst 13-jährigen Wunderkind Goldberg – wiederum ein Schüler seines Sohnes Wilhelm Friedemann Bach – anscheinend sehr viel zu! Entstanden ist nicht nur ein Meisterwerk der Musik, sondern zugleich eine Reise in die Tiefe der menschlichen Seele, ein stiller Dialog zwischen Komplexität und Klarheit, zwischen Struktur und Emotion. Jede Variation hat dabei ihren eigenen Charakter – von tänzerischer Leichtigkeit über meditative Tiefe bis hin zu explosiver Virtuosität. 

Zum Dank für das vollendete Werk habe Bach einen königlichen Lohn erhalten: „einen goldenen Becher, welcher mit hundert Louisd’or angefüllt war“, das höchste Honorar, das er jemals für eines seiner Werke entgegennehmen durfte. 

Der Lohn war dem Rang der Variationen angemessen: Aus dem eher unscheinbaren Wunsch des Kurländischen Grafen nach „etwas muntern“ Cembalostücken ließ Bach einen monumentalen Variationenzyklus in 30 Teilen erwachsen – die bedeutendsten „Claviervariationen“ vor Beethovens Diabelli-Variationen. 

Evgeni Koroliov

am 1. Oktober 1949 in Moskau geboren, gilt als eine herausragende Erscheinung der internationalen Klavierszene. Ohne alle spektakulären Attitüden überzeugt Koroliov durch seine geistige Durchdringung der Werke, in deren Dienst er die Vielfalt seiner pianistischen und interpretatorischen Fähigkeiten stellt. 

Sein Repertoire reicht von Bach, über die Wiener Klassik und die Werke von Schubert, Chopin, Debussy bis zur Klassischen Moderne, Messiaen und Ligeti. 

Dem Werk Bachs besonders verbunden, spielte er bereits als Siebzehnjähriger das gesamte ‚Wohltemperierte Klavier‘ in Moskau. Seitdem hat Koroliov häufig die großen Klavierwerke Bachs in Zyklen vorgetragen, einschließlich der ‚Clavierübung‘ und der ‚Kunst der Fuge‘, die er auf CD eingespielt hat. Zu dieser Einspielung sagte der Komponist György Ligeti: „Wenn ich nur ein Werk mit auf die einsame Insel mitnehmen darf, so wähle ich Koroliovs Bach, denn diese Platte würde ich, einsam verhungernd und verdurstend, bis zum letzten Atemzug immer wieder hören.“ 

Koroliov spielte in den großen Sälen, die zum Olymp der Musikwelt gehören, wie das Konzerthaus Berlin, das Gewandhaus in Leipzig, die Kölner Philharmonie und den Herkulessaal in München sowie in Hamburg, Paris, Rom, Mailand, Tokio, in den USA und in Kanada sowie in vielen weiteren. Er war bei zahlreichen Festivals zu Gast: Rheingau Musikfestival, Ludwigsburger Schloßfestspiele, Schleswig Holstein Musik Festival, Festival Montreux, Kuhmo Festival in Finnland, Glenn Gould Festival Groningen, Chopin Festival Duzniki in Polen, Budapest Spring Festival und „Settembre Musica“ in Turin. Regelmäßig ist er beim Festival der Internationalen Bachakademie Stuttgart zu hören. 

Zu seinen Kammermusikpartnern zählen Natalia Gutman, Mischa Maisky, das Auryn und das Keller Quartett. Im Klavierduo tritt er häufig mit seiner Frau Ljupka Hadzigeorgieva auf. 

Evgeni Koroliov gewann den Grand Prix Clara Haskil in Vevey-Montreux 1977 und weitere Preise bei zahlreichen internationalen Wettbewerben: z.B. Bachwettbewerb Leipzig 1968, Van Cliburn-Wettbewerb 1973, Bach-Preis Toronto 1985. 

Insbesondere seine Bach-Einspielungen haben in der internationalen Fachpresse ein gewaltiges Echo ausgelöst. Zahlreiche Kritiker attestierten ihnen nicht nur eine absolut herausragende Stellung unter den vielen Neueinspielungen des Bachjahres 2000, sondern zählen sie auch zu den wichtigsten Bachaufnahmen der Schallplatten- und CD-Geschichte. 

Seit 1978 lebt der Pianist in Hamburg, wo er als Professor an der Hochschule für Musik und Theater lehrte. 

Foto: © Gela Mergrelidze