18. Oktober 2025 · 20.00 Uhr

August Diehl, Rezitation
Ulf Schneider, Violine
Stephan Morde, Klavier

„Kafka“ – Erzählungen

Mit Musik aus seinem Prager Umfeld von Leoš Janáček, Josef Suk und Bohuslav Martinů. 

Franz Kafka – Erzählungen
(1883-1924)

  • Das Urteil
  • Erstes Leid
  • Ein Hungerkünstler 

Leoš Janáček: Sonate für Violine und Klavier
(1854-1928)

Josef Suk: 4 Stücke für Violine und Klavier op.17
(1874-1935)

Bohuslav Martinů: Arabesques für Violine und Klavier
(1890-1959)

Franz Kafkas Erzählungen, bilden den Kern seines unsterblichen literarischen Werks. Der Erfindungsreichtum, der von absurden bürokratischen Situationen bis zu eigentümlich heiteren Tiererzählungen reicht, ist einzigartig und unerreicht. Düstere Beklemmung und manchmal befreiender Humor liegen in seinen berühmten Erzählungen »Das Urteil« oder »Der Hungerkünstler« nah beieinander. 

»Beängstigend, traumkomisch, treumeisterlich und krankhaft, die sonderbar eindringlichste Unterhaltung, die man sich denken kann.«
Thomas Mann 

Franz Kafka 1883 in Prag geboren, studierte nach dem Abitur Jura an der Deutschen Universität Prag und wurde 1906 promoviert. Im Brotberuf Versicherungsjurist widmete sich Kafka seiner schriftstellerischen 

Tätigkeit in der Regel nachts. Seine erste große Erzählung Das Urteil (1912) bedeutete den Durchbruch zu einem eigenen Erzählstil, der von präzise-realistischen Detailschilderungen und einer phantastisch-grotesken Verfremdung der Realität gekennzeichnet ist. Kafkas unverwechselbarer Stil wird mit dem eigens geprägten Begriff ›kafkaesk‹ beschrieben. Kafka starb 1924 im Alter von 40 Jahren an Tuberkulose in Kierling bei Klosterneuburg / Österreich. 

„Das Urteil“: diese Kurzgeschichte ist 1912 geschrieben und 1913 veröffentlicht worden. Die Geschichte dreht sich um die Beziehung zwischen Georg Bendemann und seinem Vater und endet mit einem dramatischen und tragischen Schluss. Sie gehört zu Kafkas bedeutendsten Werken und spiegelt zentrale Themen wie Autorität, Schuld und die Komplexität menschlicher Beziehungen wider. 

„Erstes Leid“: „Erstes Leid“ ist eine von vier Erzählungen Franz Kafkas aus dem 1924 erschienenen Sammelband „Ein Hungerkünstler“, der das letzte Buch vor seinem Tod war. Es ist eine ironische Geschichte „über Ekstase und Schrecknisse der Artistenexistenz“. Die Geschichte erzählt von einem Trapezkünstler im Varieté, der zunehmend nur noch hoch oben in der Trapezkuppel lebt, seine Übungen betreibt und nicht mehr herabsteigen will. 

„Ein Hungerkünstler“: Es handelt von der Beziehung zwischen Künstlern und ihrem nicht immer dankbaren Publikum. Ein Hungerkünstler hungert aus Ekel vor jeglicher gewöhnlicher Nahrung und ist dabei ständig auf der Suche nach einer unbekannten Speise. Dadurch wird er zu einer Sensation, sodass ihn schließlich sogar ein Zirkus engagiert. Dort lebt er eingesperrt in einen Käfig und wird bald von der Menge und dem Aufsichtspersonal vergessen. Als er verhungert, nimmt ein Panther seinen Platz im Käfig ein. Besonders der Schluss verdeutlicht Kafkas Kritik an der Ideologie des Kampfs ums Dasein, doch auch Kafkas Selbstverständnis als Künstler bringt er hier zum Ausdruck. 

Zu den Komponisten: 

Kein anderer Komponist steht in so lebendiger Weise für die Verbindung von Tradition und Moderne wie Leoš Janáček. In seinem Schaffen verbinden sich nationale Identität und universaler Humanismus. 1854 in Mähren geboren, wird Janáček erst spät – im Alter von 60 Jahren – über die Grenzen seiner engeren Heimat hinaus bekannt, erlangt dann aber v. a. mit seinen Opern Jenůfa und Katja Kabanowa, der Sinfonietta sowie mit kammermusikalischen Werken rasch Weltruhm. Seine einzigartige, textnahe Klangsprache ist dem Hörer unmittelbar zugänglich und fordert ihn dennoch heraus. Heute gehören Janáčeks Kompositionen zu den Klassikern der Moderne. 

Ähnlich wie seine Kollegen Leoš Janáček und Bohuslav Martinů blieb auch Josef Suk den Begründern der tschechischen Nationalmusik – Bedřich Smetana und Antonín Dvořák – immer verbunden. Allerdings entwickelte der Komponist auf der Basis der traditionellen Tonsprache ein eigenes Idiom, das ihn frühzeitig zum bedeutendsten tschechischen Komponisten der anbrechenden Moderne werden ließ. 

Die Werke Suks, der orchestral dachte und überwiegend Instrumentalwerke komponierte, wurden 1896 auf Empfehlung von Johannes Brahms ins Programm des renommierten Berliner Simrock-Verlags aufgenommen. Zwei Jahre später heiratete Suk Dvořáks Tochter Otylka. 1922 wurde Josef Suk zum Professor für Komposition der Meisterklasse am Prager Konservatorium ernannt, zu seinen Schülern zählten unter anderem Bohuslav Martinů. 

Bohuslav Martinů gehört zu den herausragendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Der Autodidakt studierte kurz bei Josef Suk in Prag und bei Albert Roussel in Paris, wo er von 1923 bis 1940 lebte. 1940 emigrierte er in die USA und lehrte bis 1953 Komposition an verschiedenen Musikhochschulen und Universitäten. Die Jahre danach verbrachte er abwechselnd in Frankreich, Italien und in der Schweiz. 1959 starb er in Liestal/Schweiz. Bohuslav Martinůs vielfältiges Werk umfasst über 400 Kompositionen. 

August Diehl

 Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist August Diehl eine feste Größe in der deutschen Film- und Theaterszene, seit vielen Jahren auch international. Seine Hauptrolle in Hans-Christian Schmids Film „23 – Nichts ist so wie es scheint!“ aus dem Jahr 1998 machte Diehl auf Anhieb berühmt. Es folgten Filme wie „Kalt ist der Abendhauch“, „Tattoo“, „Was nützt die Liebe“, der Oscar-prämierte Film „Die Betrüger“, „Buddenbrooks“ in denen er seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen konnte. Im Jahr 2009 war er in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ zu sehen und 2010 in „Salt“ (Regie: Philip Noyce). In die „Die kommenden Tage“ spielte er die Hauptrolle neben Daniel Brühl, Johanna Wokalek und Susanne Lothar. Der Film kam 2010 in die deutschen Kinos. Im Jahr 2011 spielte er die Rolle des Bernward Vesper in der Kinoproduktion „Wer wenn nicht wir“. Für diese Rolle wurde er für den Deutschen Filmpreis nominiert. 2011 drehte Diehl „Confession of a Child of the century zusammen mit Charlotte Gainsbourg und Pete Doherty, der bei den Filmfestspielen von Cannes 2012 in der Reihe „Un certain regard“ Premiere hatte. Außerdem stand er 2012 für Bille Augusts internationale Koproduktion „Night train to Lisbon“, der ebenfalls auf der Berlinale 2013 seine Weltpremiere feierte. Zu seinen weiteren Spielfilmen gehören „Dark Diamond“ von Arthur Harari, „Der junge Karl Marx“ (Raoul Beck, 2015), „Allied“ (Robert Zemeckis, 2016), „Plan A“ (Yadav und Dorn Paz, 2019), „Der Räuber Hotzenplotz“ (Michael Krummenacher, 2021), „The Ice Tower / La Tour de Glace“ (2024, Lucile Hadzihalilovich), „The Disappearance of Mengele“ (2023, Kirill Serebrennikow) und „Sidonie“ in Japan (2022, Élise Girard), um nur einige zu nennen. Im Frühjahr 2025 steht August Diehl gemeinsam mit Jean Dujardin in Paris vor der Kamera von Xavier Giannoli, der Film heißt „Corinne et Jean Luchaire“. 

Auch der Theaterbühne ist August Diehl immer treu geblieben. In Theatern in Berlin, Hamburg, Zürich oder Wien glänzte er in „Die Möwe“, „Don Carlos, Der Jude von Malta und vielen mehr. Seine aktuelle Theaterproduktion ist der „Der Schneesturm“ mit dem August Diehl im Sommer 2025 Premiere hat. 

Foto: © Jeff Mangione

Ulf Schneider

Ulf Schneider studierte in Hannover, New York und Berlin bei Jens Ellermann, Felix Galimir, Masao Kawasaki und Thomas Zehetmair. Weitere künstlerische Impulse von u.a. Eberhard Feltz, Nicolaus Harnoncourt und Sir Roger Norrington bereicherten und prägten seine Studienzeit. 

Zusammen mit Martin Löhr und Eckart Heiligers gründete er 1991/92 das Trio Jean Paul, das bei den internationalen Kammermusikwettbewerben in Osaka (1993), Melbourne (1995) und beim Deutschen Musikwettbewerbs in Bonn (1995) jeweils mit ersten Preisen und zahlreichen Sonderpreisen ausgezeichnet wurde. Eine umfangreiche internationale Konzerttätigkeit führt ihn mit dem Trio Jean Paul, im Duo mit den Pianisten Stephan Imorde und Jan Philip Schulze und mit dem Bartholdy-Quintett regelmäßig zu bekannten Konzerthäusern und Musikmetropolen, wie den Philharmonien von Berlin und Köln, der Alten Oper Frankfurt, der Laeiszhalle Hamburg, der Wigmore Hall in London, der Tonhalle Zürich, dem Sydney Opera House, dem Konzerthaus Dortmund, dem Mozarteum Salzburg, dem Wiener Konzerthaus, dem Palais Beaux Arts in Brüssel, dem Concertgebouw Amsterdam und der Gulbenkian Foundation in Lissabon. 

Er ist ein gern gesehener Gast bei vielen Festivals, wie dem Rheingau Musik Festival, dem Schleswig-Holstein Festival, dem Mecklenburg-Vorpommern Festival, dem Musikfest Berlin, dem Mozartfest Würzburg, den Festspielen Baden-Baden, den Ludwigsburger Festspielen, dem Heidelberger Frühling, dem Kissinger Sommer, den Niedersächsischen Musiktagen, dem Stuttgarter Musikfest, dem Edinburgh Festival, dem Beethovenfest Bonn und der Schubertiade Schwarzenberg. 

Solistisch konzertierte er u. a. mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn, dem Beethoven Orchester Bonn, dem Orchester Musikkollegium Winterthur, dem WDR-Sinfonieorchester, der Radiophilharmonie Hannover, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Orchestra I Pomeriggi Musicali Milano, und einigen anderen sowie unter anderem unter der Leitung von Sylvain Cambreling, Jörg Faerber, George Hanson, Charles Olivieri-Munroe, Eiji Oue, Petri Sakari, Marc Soustrot, Gerd Schaller, Jukka-Pekka Saraste, Jaap van Zweden. 

Ulf Schneider ist Professor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. 

Foto: © Irène Zandel

Stephan Imorde

wurde im westfälischen Emsdetten geboren und studierte bei Renate Kretschmar-Fischer an der Hochschule für Musik Detmold, bei Leonard Hokanson an der Indiana University School of Music in Bloomington (USA) und legte schließlich unter Anatol Ugorski wiederum an der Hochschule für Musik Detmold sein Konzertexamen ab. Entscheidende Impulse verdankt er vor allem der Begegnung mit dem ungarischen Pianisten Geörgy Sebök. Er wurde im Laufe seines Studiums auf vielfältige Weise gefördert und mit Preisen ausgezeichnet. Er war u.a. Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). 

Schon früh begann er, sich intensiv mit unterschiedlichstem Kammermusikrepertoire auseinander zu setzen, das bis heute einen großen Teil seiner umfangreichen Konzerttätigkeit einnimmt. Er gründete noch im Studium das Novalis-Trio, das mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurde und bildet seit mehr als zwanzig Jahren ein viel beachtetes Duo mit dem Geiger Ulf Schneider. In dieser Formation gastiert er u.a. in Konzerthäusern wie der Laeisz-Halle Hamburg oder dem Festspielhaus Baden-Baden und erhält Einladungen zu namhaften Festivals wie den Ludwigsburger Schlossfestspielen, dem Schleswig Holstein Musikfestival, Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, den Niedersächsischen Musiktagen und dem Mozartfest Würzburg. Zahlreiche Rundfunksender wie der Norddeutsche Rundfunk, Westdeutsche Rundfunk und vor allem der Hessische Rundfunk laden das Duo regelmäßig zu Produktionen und Konzerten ein, deren Mitschnitte häufig gesendet werden. Mit Literatur/Musik-Programmen arbeitet das Duo Imorde/Schneider mit prominenten Schauspielerinnen und Schauspielern wie Martina Gedeck, Sophie von Kessel, Gudrun Landgrebe, Angela Winkler, Fritzi Haberlandt, Rufus Beck und eben Stefan Kurt zusammen. 

Stephan Imorde unterrichtet als Professor an der Hochschule für Musik und Theater Rostock, gibt Meisterkurse in Deutschland und Asien und ist als Juror bei internationalen Wettbewerben tätig. 

Foto: © Duo Schneider & Imorde